Handsticken für Anfänger – so gelingen Deine ersten Stickstiche!
Ein Gastbeitrag von Dorothea de Chazelles (@Apfelfant)
Sticken – da denkt man vielleicht zuerst an Omas Tischdecke, der oder die ein oder andere hat vielleicht zu Schulzeiten noch den Kreuzstich gelernt. Oder aber es kommen einem die schönen Stickereien in den Sinn, die manch ambitionierte Hobbynäherin mit einer speziellen Stickmaschine angefertigt.
Dabei ist es gar nicht so schwer, kleine Stickereien auch ohne viele Hilfsmittel von Hand zu gestalten. Schon mit ein paar wenigen Stichen können auch absolute Anfänger tolle Ergebnisse erzielen – nur Mut!
Für deine ersten Stickereien brauchst du nichts weiter als einen Handstickrahmen, eine Sticknadel, Stickgarn und den zu bestickenden Stoff. Das alles findest du im Shop bei der Kleinen Stoffmaus und Lemon Sky.
Welche Stoffe kann ich besticken? Im Prinzip kannst du jeden Stoff besticken, durch den du mit der Nadel gut durchstechen kannst. Auch auf Jersey oder Sweat kannst du sticken. Für den Anfang ist jedoch Webware empfehlenswert. Besonders gut eignet sich Musselin oder der Hanfleinen und auch Wollwalk lässt sich toll besticken.
Die ersten Stickversuche möchtest du vielleicht auf einem Stoffrest unternehmen. Falls du dich schon sicher genug fühlst um direkt auf dem finalen Stoff zu sticken, kannst du natürlich zuerst dein Kleidungsstück fertig nähen und es anschließend besticken. Für weniger Nervenkitzel sei dir die folgende Vorgehensweise empfohlen:
Platziere deine Schnittteile auf dem Stoff so wie du sie zuschneiden möchtest. Überlege dir, an welcher Stelle die Stickerei sitzen soll. Diesen Bereich spannst du dann in den Stickrahmen ein. So könntest du im schlimmsten Fall die Schnittteile immer noch anders anordnen, solltest du mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein und es nicht mehr auftrennen können. Außerdem ist es oft einfacher den gesamten Stoff im Rahmen einzuspannen als ein bereits zugeschnittenes Schnittteil.
Jetzt geh’s los – und zwar zunächst mit dem Einspannen des Stoffs in den Stickrahmen. Dazu drehst du die Schraube am Rahmen ein bisschen auf, so dass sich der innere vom äußeren Ring löst. Den kleinen Ringl legst du unter deinen Stoff, den großen auf den Stoff. Ziehe den Stoff im Rahmen straff und drehe die Schraube wieder fest.
Nun musst du noch entscheiden, ob du mit der kompletten Garnstärke sticken möchtest oder das Garn zunächst teilst. Die meisten Stickgarne bestehen aus sechs Einzelfäden. Für ein filigranes Stickbild werden sie gerne geteilt. Du kannst z.B. mit drei Fäden sticken und besonders feine Linien auch mal mit nur einem Faden arbeiten. Die Beispiele, die du hier siehst, sind hauptsächlich mit drei Fäden gestickt.
Zum Teilen solltest du das Garn nicht einfach an einem Ende auffächern und versuchen die beiden Stränge auseinander zu ziehen, denn dies führt oft zu Knoten. Stattdessen ziehst die die Fäden besser einzeln (!) aus dem Strang heraus und fügst später die gewünschte Anzahl einfach wieder zusammen. Dazu musst du sie nicht verdrehen, einfach nur gemeinsam durch die Nadel fädeln, das stört beim Sticken überhaupt nicht.
Für die ersten Stickversuche eignen sich kleine Blümchen besonders gut, da du dabei gleich ein paar der häufigsten Sticharten üben kannst. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Stiche, mit denen du beliebig spielen kannst, um so unterschiedliche Formen und Strukturen zu erzeugen. Ein paar davon lernst du im Folgenden kennen.
Pflanzenstängel kannst du ganz einfach im Steppstich arbeiten. Steche die Nadel von unten nach oben durch den Stoff. Dann stichst du sie eine Stichlänge hinter dem Austrittspunkt wieder auf die Rückseite, um sie eine Stichlänge vor dem ersten Austrittspunkt wieder nach vorne auszustechen. Dann geht es wieder zurück zum ersten Austrittspunkt nach hinten usw. Klingt komplizierter als es ist 😉
Ein gerne verwendeter Stich für Blüten ist der Margeritenstich. Dazu stichst du von hinten nach vorne durch den Stoff und zwar an der Stelle, an der das Blütenblatt angewachsen ist. Dann bildest du mit dem Faden eine Schlinge und stichst die Nadel an der Ausstichstelle wieder nach hinten, wobei du nur so fest ziehst, dass die Schlinge auf der Vorderseite noch erhalten bleibt. Steche jetzt die Nadel wieder auf die Vorderseite, durch die Schlinge hindurch, dort wo das Blütenblatt enden soll. Mit einem mini Stich über die Schlinge nach außen fixierst du diese.
Neben Blütenblättern kannst du natürlich auch die Blätter deiner Blumen mit dem Margeritenstich sticken.
Die rote Blüte wurde aus vielen verschieden langen Margeritenstichen zusammengefügt.
Mit dem Knötchenstich kannst du das Blüteninnere gestalten. Wieder stichst du die Nadel von hinten nach vorne aus. Jetzt wickelst du den Faden 2-3 mal um die Nadel herum. Die Nadel muss dabei mit der Spitze vom Ausstichpunkt weg zeigen und du wickelst von vorne nach hinten. Wenn du das nicht genau befolgst, löst sich der Knoten wieder auf, wenn du jetzt nämlich ganz knapp neben der Ausstichstelle wieder nach hinten stichst. Dabei hältst du die Umwickelungen mit dem Zeigefinger um die Nadel und ziehst sie langsam durch den Stoff. Lass den Faden dabei durch Zeigefinger und Daumen der anderen Hand gleiten, bis er fast ganz durch den Stoff gezogen ist und schließlich ein schönes, rundes Knötchen entsteht. Diesen Stich musst du ggf. ein paar Mal üben, aber dann klappt das ganz problemlos!
Je nach Größe der Blüte kannst du ein oder mehrere Knötchenstiche fertigen (wie bei der roten Blume). Je öfter du den Faden um die Nadel wickelst, desto dicker werden die Knötchen.
Nicht nur das Blüteninnere lässt sich mit dem Knötchenstich gestalten. Für filigrane Blütendolden eignet er sich ebenso.
Möchtest du noch Bienchen über deine Blumenwiese summen lassen? Wenn du schon mit ein paar Blumen erste Stickerfahrung gesammelt hast, kannst du dich auch an die Insekten wagen.
Die einzelnen Streifen der Bienen werden im Wickelstich gefertigt.
Steche von hinten nach vorne durch den Stoff und anschließend einige Millimeter entfernt wieder nach hinten, wobei du wie beim Margeritenstich eine Schlaufe lässt. Ein- und Ausstichstelle bilden Anfang und Ende des Bienenstreifens. Führe nun die Nadel durch die erste Ausstichstelle wieder an die Oberseite, wobei du sie diesmal nicht ganz durch den Stoff ziehst. Wickle jetzt den Faden der der Schlaufe mehrmals um die Nadel herum. Das Gewickelte sollte so lang sein wie der fertige Streifen. Dann hältst du das gewickelte Garn am besten zwischen Daumen und Zeigefinger der einen Hand fest, während du mit der anderen die Nadel vorsichtig ganz durch Stoff und Garnschlingen ziehst bis sich die gewickelte Raupe auf den Stoff legt. Zum Schluss stichst du die Nadel wieder auf die Rückseite, dort, wo der Streifen endet.
So fügst du nun Wickelstich an Wickelstich, längere und zu den Enden hin kürzere.
Die Flügel werden mit nur einem Faden gestickt. Verwende hierfür den Margeritenstich.
Nun hast du schon einige Stiche gelernt, mit denen du die verschiedensten Blüten kreieren kannst. Mit den vielen bunten Garnfarben, die du bei der Stoffmaus und Lemon Sky findest, wirst du eine kunterbunte Blumenwiese zaubern können.