7 Wochen ohne…Handy

Fastenzeit – es gibt viele Gründe bei „7 Wochen ohne….“  mitzumachen. Religiöse Motivation, etwas Gutes für die eigene Gesundheit tun und vieles andere spricht dafür, mal ein paar Wochen vor Ostern auf bestimmte Dinge oder Gewohnheiten zu verzichten.

Manchmal wird einem die Entscheidung worauf man fastet auch aus der Hand genommen – genau das ist mir dieses Jahr passiert!

Eigentlich verzichten wir in der Familie traditionell 7 Wochen lang auf Süßes! Ich bin sowieso kein Fan von Zuckerzeug und versuche – normalerweise leider vergeblich – z.B. ein zuckerfreies Frühstück ohne Marmelade und Co bei uns in der Familie durchzusetzen.

Aber in der Fastenzeit ist das endlich mal kein Thema – es gibt einfach keinen Süßkram! Fertig, basta, aus!

So sind wir auch in diesem Jahr unter etwas Genörgel und Gejammer von den Kindern (mein Mann leidet zum Glück still) in die zuckerfreien Wochen gestartet.

Der Haken an der Sache: mir selbst macht das Leben ohne Süßigkeiten gar so viel aus! Aus den Schwangerschaften bin ich sowieso gewohnt, Zucker weitgehend vom Speiseplan zu streichen. Und nachdem ich vor längerer Zeit „That sugar film – Voll verzuckert“ von Damon Gameau gesehen habe, ist mir der Appetit auf Zucker endgültig vergangen. Der Film ist übrigens nicht nur sehr informativ, sondern auch äußert unterhaltsam. Wer ihn noch nicht kennt – unbedingt anschauen!

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Süßigkeiten sind allgegenwärtig – auch wir legen unseren Kunden oft eine süße Kleinigkeit bei. Ob es die Leute eher freut oder ärgert? Ich weiß es nicht…

Also auf etwas fasten, das man sowieso nicht mag? Eigentlich nicht so sinnvoll, oder? Das muss jedenfalls unsere kleinste Prinzessin (14 Monate) gedacht haben und sie hatte die Lösung auch schon klar vor Augen: Mamas Handy muss weg!

Denn damit beschäftigt sich Mama schließlich rund um die Uhr, eigentlich ständig ist das blöde Ding dabei!  Also am besten pünktlich zum Beginn der Fastenzeit ganz schnell mal verschwinden lassen!

Zuerst war natürlich die Verzweiflung über den Verlust des guten Stücks groß und ich habe das ganze Haus auf den Kopf gestellt, um es wieder aufzutreiben. Auch die Kinder halfen eifrig mit, nachdem ich eine schöne Belohnung fürs Wiederfinden ausgesetzt hatte. Aber vergeblich – das Handy war mit leerem Akku einfach wie vom Erdboden verschluckt.

Was nun? Wie verkraftet man einen solch tragischen Verlust als jemand, der alleine des Shops wegen viel Zeit online verbringt? Der kurze Griff zum Handy gehörte bei mir einfach zum Tagesablauf dazu….ihr kennt das ja vielleicht auch: Mal kurz gucken, ob (endlich) wieder eine neue Bestellung eingegangen ist? Ob die Vorstellung der neuen Stoffe bei Facebook schon Likes gebracht hat? Ob es was Neues bei Whatsapp gibt? Der Blick aufs Handy war mir schon so zur Gewohnheit geworden, dass ich gar nicht mehr darüber nachgedacht habe. Dauert ja auch jeweils nur ein paar Minuten. Aber diese kurzen Augenblicke summieren sich über den Tag gesehen zu einer doch längeren Zeitspanne.

Nun also war kalter Entzug angesagt! Wie schlimm werden da wohl die Symptome sein? Ein interessantes Experiment mit ungewissem Ausgang…

Nun, ich kann zum Glück nur Positives berichtet – alles halb so wild. Die anfängliche innere Unruhe hörte sofort auf, nachdem klar war, dass mein Suchtmittel wirklich und wahrhaftig unauffindbar ist und bleibt.

Danach war alles ganz locker – seitdem der gewohnheitsmäßige Griff zum Handy nicht mehr möglich war, fühlte ich mich plötzlich viel entspannter! Und hatte – jedenfalls gefühlt – viel mehr Zeit. Das Wetter war schön, ich war viel draußen mit den Kindern und vermisst habe ich Handy und Online-Zeit – kein bisschen!

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Einfach mal raus in die Natur – ganz ohne Handy. Und Fotos kann man ja auch mit der “richtigen” Kamera machen…Zugegeben, etwas ärgerlich ist schon, dass ich mit einigen Leuten hauptsächlich über Whatsapp kommuniziere und das jetzt nicht mehr möglich ist. So mancher wundert sich wahrscheinlich, warum ich so plötzlich von der digitalen Bildfläche verschwunden bin. Da werde ich in Zukunft wohl mal öfter zum schon eingestaubten – da fast nicht mehr benutzten – Festnetztelefonhörer greifen.

Aber insgesamt überwiegen ganz klar die positiven Seiten des handylosen Lebens: kein Stress mehr dadurch, dass ich mich gezwungen fühle auf Nachrichten und Co sofort zu reagieren. Denn mal ehrlich, viele Leute erwarten das. Ständig erreichbar sein heißt auch ständig zeitnah reagieren zu müssen.

Und nun auf einmal diese ungewohnte Freiheit! Es fühlt sich tatsächlich ein bisschen wie Urlaub an! Baby sei Dank komme ich auch nicht in Versuchung, stattdessen einfach mehr Zeit an PC oder Laptop zu verbringen. Denn die Tastatur ist ein heiß begehrtes Spielzeug – natürlich nur wenn der Computer auch an ist. Dann habe ich die Wahl: entweder ohrenbetäubendes Wutgeschrei oder ein Gerät mit völlig veränderten Einstellungen (nach ein paarmal kräftig mit den Händchen drauf rumpatschen).

Ab und zu flüstert mir allerdings mein Marketing-Gewissen zu: Reichweite! Online ständig am Ball bleiben, die Konkurrenz schläft nicht! Guck dir mal die Umsatzzahlen von letzter Woche an, die waren auch schon mal deutlich besser – also los jetzt, mach mal wieder ein Gewinnspiel bei Facebook! Und dein Instagram-Account liegt schon seit Monaten brach! Wie wäre es mal mit Pinterest? Twitter? Von nichts kommt nichts und in der schnelllebigen Onlinewelt ist man ganz schnell weg vom Fenster, wenn man dort nicht ständig aktiv ist!

Das stimmt natürlich alles teilweise und ganz offline gehen kann und will ich ja auch gar nicht. Nur die Zeit bewusster eingrenzen.

Für mich steht fest – das Handy wird bis Ostern nicht mehr aktiv gesucht! Ob ich mir danach ein neues zulege? Mal sehen…

Seit gestern ist übrigens unser einziger Autoschlüssel weg… Das letzte Mal wurde er im Babyhändchen gesichtet. Handys und Autos werden ja sowieso völlig überbewertet und beim Fasten ist immer noch Luft nach oben!

 

 

 

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