Biostoffe – zu teuer? Warum Stoffe kaufen, die Bio und Fair sind?

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„Bio und fair bei Stoffen – ist ja ganz nett, aber den Luxus kann ich mir nicht leisten“, so oder ähnlich denken viele, wenn es um Biostoffe geht.

Am Anfang meiner „Näh-Karriere“ habe ich mir ehrlich gesagt auch nicht viele Gedanken gemacht, wie und wo all die tollen Stoffe produziert werden. Ich war einfach nur fasziniert von der großen Auswahl an tollen Farben und Mustern. Bio? Ach was, Hauptsache das Design stimmt!

Aber irgendwann habe ich begonnen, mich zunächst über das Thema „Ernährung“ intensiv mit „Bio“ auseinanderzusetzen, Unglaublich, mit welchen „Tricks“ in der Nahrungsmittelindustrie gearbeitet wird, um minderwertige Produkte möglichst gewinnbringend zu verkaufen!

Zurück zum Thema Biostoffe: Auch hier lohnt es sich, mal einen kritischen Blick „hinter die Kulissen“ zu werfen. Wie werden Stoffe eigentlich produziert? Die meisten Kleiderstoffe bestehen ja zum großen Teil aus Baumwolle, die  in sonnenverwöhnten Ländern wie Afrika oder Indien wächst. Problematisch ist, dass die Baumwollpflanze auch extrem viel Wasser braucht um gut gedeihen zu können. Die kostengünstigen und technisch simplen Bewässerungsarten haben aber schlimme Folgen für die Umwelt, z.B. wurde auf diese Weise der Aralsee trockengelegt.

Ein weiteres Problem: Große Mengen an Pestiziden werden in der konventionellen Produktion von Baumwolle eingesetzt. Schlecht für die Natur, schlecht für die Arbeiter, die ohne geeignete Schutzkleidung mit hochgiftigen Mitteln hantieren müssen und letzten Endes auch schlecht für uns als Hobbyschneiderinnen, die solche Stoffe von zweifelhafter Qualität vernähen und danach vielleicht unseren Kindern anziehen. Auf das Motto „Wäscht sich doch eh alles raus!“, sollte man dabei lieber nicht vertrauen!

Hinzu kommt der soziale Aspekt: in Ländern wie Indien (wo die Baumwolle nicht nur angebaut, sondern auch zu bunten Stoffen weiterverarbeitet wird) ist die Entlohnung schlecht, Rechte für Arbeiter gibt es nicht, Kinderarbeit ist üblich und die Selbstmordrate bei hochverschuldeten Bauern, die teure Pflanzenschutzmittel nicht abbezahlen können ist hoch.

Indien ist weit weg und es gibt so viel Elend in der Welt – da kann man sowieso nichts dran ändern?

Alles Elend der Welt kann man als Einzelner sicher nicht aus der Welt schaffen! Aber wenn man z.B. Biostoffe verwendet, die am besten noch fair gehandelt werden (GOTS-Zertifikat!) ist das schon ein kleiner Schritt in die richtige Richtung!

Zugegeben: Biostoffe SIND in der Regel teurer! Ein Bio-Jersey kostet je nach Hersteller etwa 20 Euro pro Meter, ein konventionell hergestellter ohne besonderes Design ist dagegen auch manchmal schon für die Hälfte zu haben.

Aber wie sieht es bei Billig-Jerseys mit der Qualität aus? Übersteht das liebevoll genähte Teil auch die dritte Wäsche? Sind dort Zusatzstoffe drin, die man lieber nicht direkt auf der Haut tragen möchte? Wer bezahlt letzten Endes den Preis für den billigen Stoff? Das indische Kind, das für einen Hungerlohn unter menschenunwürdigen Bedingungen Tag für Tag arbeitet, damit wir ein paar Euro sparen können?

Letzten Endes geht es ja wirklich nur um ein paar Euro mehr oder weniger! Und das betrachte ich persönlich als Spende für einen guten Zweck. Und die Welt ein bisschen besser zu machen, wenigstens in einem kleinen Bereich, das fühlt sich – meiner Meinung nach – ja auch richtig gut an!

1 Kommentar

  1. […] ist der Stoff mit einer sehr miserablem Öko-Bilanz. Wer mehr dazu erfahren möchte – hier habe ich ausführlich die Probleme beschrieben, die damit […]

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